Samstag, 18. Mai 2013

Monument der Buchkunst

HAP Grieshabers Baseler Totentanz

Der Totentanz ist die im 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung der Macht des Todes (in Gestalt eines Knochenmannes) über jedwedes Menschenleben. Die Verbindung des Bedrohlichen mit dem fröhlichen Volksbrauch ‚Tanz’ kann zynisch, aber auch tröstlich gemeint sein. Zahlreiche Künstler haben sich seit 500 Jahren mit dieser Allegorie auseinandergesetzt, wohl keiner so farbenfroh und wuchtig wie HAP Grieshaber, der den Knochenmann (Modell war ihm ein Skelett aus dem Biologieunterricht) mit 40 Berufen oder Charakteren abbildete.
Totentanz - Die Königin
Die direkte Anregung für Grieshaber kam aus Basel: Dort wurde ihm ein Büchlein mit Holzschnitten geschenkt, die den Konrad Witz zugeschriebenen Totentanzzyklus auf der Friedhofsmauer des Baseler Dominikanerklosters abbildeten, die am 6. August 1805 wegen städtebaulicher Erfordernisse abgetragen wurde.
Nicht zufällig arbeitete Grieshaber 1966 (!) bei der Typografie mit Albert Kapr und Studierenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig zusammen, in deren Werkstätten die Holzschnitte auch gedruckt wurden, das Buch erschien im VEB Verlag der Kunst Dresden. Er hat auf diese Weise die deutsche Teilung als für sich nicht gültig erklärt.
(Wolfgang Grätz, in: 181. Frankfurter Grafikbrief)

siehe auch: Grieshaber und die DDR

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